Ictus Irritus von Aberratio Ictus

2015 WhyPlayJazz (RS022), CD + MP3 Album Download

Aberratio Ictus »Ictus Irritus«

Titelverzeichnis

  1. Septentrio  8:56
  2. Ictus Irritus  4:55
  3. Creatio Ex Nihilo  2:30
  4. Sequi  6:31
  5. Agitare  4:30
  6. Fremebundus  2:54
  7. Septentriones Meridies  7:12
  8. IVI  4:12
  9. Aegaeus Pelagus  9:32

Besetzung

Rea Dubach (voice), Laura Schuler (violin), Ronny Graupe (guitar)

Produktionsdetails

Recorded July 2014 and March 2015 by Marco Birkner at Studio H2 Berlin, Germany. Mixed by Jean-Claude Pache at Studio Barking Records Biel, Switzerland. Mastered by Klaus Scheuermann. Artwork by Andrea Perter.

Von minimalistisch/introvertiert bis brachial/wild reichen die musikalischen Visionen von Ronny Graupe (guitar), Laura Schuler (violin) und Rea Dubach (voice). Trotz ungewohnter Besetzung entstehen liebevolle Soundwelten mit intimer Intensität.

Es ist soweit! Das Debut Album „Ictus Irritus“ von Aberratio Ictus ist hier! Nach zwei Jahren intensiven Forschens, Entwickelns und Perfektionierens, präsentieren wir nun mit Freude das Resultat unserer liebevollen Arbeit. Aberratio Ictus ist lateinisch und bedeutet: „Jemand trifft nicht den, den er gemeint hat, sondern einen Anderen“.
Die drei Musiker Rea Dubach, Laura Schuler und Ronny Graupe haben sich 2013 getroffen und treffen sich seither immer wieder an verschiedenen Orten dieser Welt. Sei es im freien Spiel oder im gemeinsamen Entwickeln ihrer musikalischen Visionen, häufig befinden sie sich in der Situation, dass sie auf etwas völlig Unerwartetes treffen. Der Erste möchte Kontakt zum Zweiten aufnehmen, um in musikalischen Austausch zu treten. Dieser ist aber in dem Moment noch nicht am Treffpunkt angelangt oder schon wieder weg. Plötzlich steht da aber eine Dritte mit der die Idee weiter entwickelt werden kann.
Die Spannung des Aufeinandertreffens der Ideen dreier Individuen sowie auch die Möglichkeit des Scheiterns machen, unter anderem, den Reiz der Musik von Aberratio Ictus aus. Der Moment steht da als Treffpunkt und Ort des Geschehens. Ihn einzufangen, sogleich wieder loszulassen und weiterzugehen im organischen Spannungsverlauf, dies ermöglicht musikalische und menschliche Kommunikation auf hohem Niveau.
Aberratio Ictus ist fordernd und faszinierend zugleich. Melancholische Momente, Trauer, Verträumtheit, Freude, Lebendigkeit bis hin zu Ausgelassenheit und Komik - Emotionen erinnern an die Menschlichkeit unserer Wahrnehmung. Die Musik, die dabei entsteht, kommt zuweilen minimalistisch und introvertiert daher, kann aber auch brachial und wild sein. Stets ist jedoch jene ungewohnte Intensität spürbar, die vom spontanen Aufeinandertreffen von Ideen erzeugt wird.
Wegen der ungewohnten Besetzung, Gesang, Geige und Gitarre, sind die MusikerInnen dazu angehalten, herkömmliche Bandkonzepte neu zu überdenken. Durch gemeinsames Forschen befinden sie sich auf der Suche nach ihrem authentischen Ausdruck. Dabei werden herkömmliche Klang-Ästhetiken verlassen, ohne Angst davor zu haben Elemente aus Klassik, Jazz oder Volksmusik zu verwenden. Ob dies nun ein altertümlicher Text auf Isländisch ist, an Bach erinnernde Melodie-Strukturen oder das plötzliche Rascheln von einem Notenblatt, Klang wird in einem improvisierenden Kontext jeden Moment neu entdeckt.
Mit „Ictus Irritus“ ist es den drei MusikerInnen gelungen eine ganz eigene Soundwelt zu entwickeln. Alle drei MusikerInnen haben Material für das Album geschrieben und die Kompositionen zusammen arrangiert. Obwohl jedem Stück eine ganz eigene Ästhetik innewohnt, verliert man beim Hören nie den Zusammenhang zum Gesamtklang des Albums.

Reviews

Das klingt nach ausgetüftelten Klanglabor. Mit Spaß und Energie wird da gegen den Mainstream angespielt.

Andreas Fellinger, freiStil

The music is a unique amalgamation of many elements, combined into an avant-garde tapestry of sounds, which touches Folklore, Jazz and contemporary Chamber Classical music, but beats any attempt of classification. It offers very little melody as such, and rhythmically is uneven and sometimes almost chaotic; in short it is mainly concerned with momentary happenings rather than development, which follows a pattern. As such it is very difficult to be absorbed by most conventional music listeners and has a very limited audience.

Wenn drei radikal-avantgardistische Individuen in einem Trio aufeinandertreffen, kann es gefährlich werden. Schlimmstenfalls entfernen sich die Musiker so weit voneinander, dass sie sich aus den Augen und dem Gehör verlieren. Das passierte beim Debütalbum des Trios Aberratio Ictus zum Glück nicht, obwohl auch bei Rea Dubach (voc), Laura Schüler (viol) und Ronny Graupe (g) ein Scheitern möglich gewesen wäre.
Aberratio Ictus ist ein Begriff aus dem Strafrecht und wird dort als eine Form des Irrtums definiert, der vorliegt, wenn der vom Täter gewünschte Erfolg bei einem anderen Objekt als bei dem von ihm ausgewählten eintritt. Das Trio präsentiert seine Musik als Musik des Moments, der im übertragenen Sinn als Hieb oder Schlag oder Wurf auftaucht, aber als unwirksam, vergeblich oder nutzlos erscheint.
Zwei Jahre benötigten Aberratio Ictus für ihr Debütalbum, immer wieder selbst überrascht, was in der Entwicklungs- und Endphase der Produktion so alles passieren kann. Was nicht nur mit der ungewöhnlichen instrumentalen Besetzung zu tun hat. Obwohl nur drei akustische Instrumente zum Einsatz kommen, überrascht die Klangvielfalt vom ersten bis zum letzten Ton. Die Entdeckung außergewöhnlicher bis undenkbarer Klänge machen den besonderen Reiz eines Albums aus, das viele offene Fragen beantwortet und dabei ständig neue aufwirft. Drängen Violine und Gitarre die Gesangstimme zu sehr zusammen (Nein), rüttelt die Musik an der Vorstellungskraft des Hörers (Ja), verändert Ictus Irritus die Hörgewohnheiten (Jein).
Das Spiel mit Erwartungshaltungen und Irrtum sind wesentliches Merkmal dieses Albums.

Klaus Hübner, JAZZTHETIK 11/12-2015

Experimenteller Gesang trifft auf Geige und Gitarre – in dieser ungewöhnlichen Kombination werden individuelle Momentaufnahmen präsentiert. Die freie Herangehensweise des Jazz wird genutzt, ohne sich auf dessen Attitüden zu stützen. Genau genommen ist auf dem Album kein Jazz zu hören, aber muss es das überhaupt? Vielmehr ist es melancholische Musik, bei der leider nicht immer klar wird, wohin die MusikerInnen wollen. Sie erschließt sich nicht auf Anhieb, bietet dafür dem Geduldigen aber einen authentischen Ausdruck frei von Klischees. Die kreativen Eigenheiten werden nicht zuletzt in den lateinischen Songtiteln betont, die manchmal Himmelsrichtungen bezeichnen, ohne den ästhetischen Kompass zu fest zu norden.

[...] So wechselt Rea Dubach zwischen Gesang, Beatboxing und diversen Formen der erweiterten Vokaltechnik, während Laura Schuler auf ihrem Instrument wahlweise Folkmelodien, barocke Stimmführung und atonale Zupfeinlagen hervorbringt, meistens in direktem Dialog mit der Gitarre Ronny Graupes, die wunderbar flexibel von spröden Stakkatofiguren über sanfte Basslinien bis zu diskreten Continuo-Akkorden ein beeindruckendes Arsenal an Gesten bereithält. [...] Für diese Musik braucht man Offenheit, die dann angemessen belohnt wird.

Tim Caspar Boehme, taz

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