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Selten nur arbeitet eine junge Band so konstant. Seit zehn Jahren gibt es das Leipziger Trio PLOT mit Sebastian Wehle (Saxofon), Robert Lucaciu (Bass/Cello) und Philipp Scholz (Schlagzeug). Auf ihrer nach „Heimarbeit“ (2011) und „Tightrope“ (2015) dritten CD-Veröffentlichung schreiben sie ihre Geschichte mit neuen Improvisationskonzepten fort. Die Drei sind abenteuerlustig geblieben, haben ihre Soundbilder weiterentwickelt und zu erstaunlicher Stringenz gefunden. Reproduktionen von einmal Erreichtem sind von ihnen nicht zu erwarten. Dabei hätte es nahegelegen, mit ihrer Neudeutung von Standards aus dem Rock- und Popbereich fortzufahren. Preise und Auszeichnungen für die Band und ihre einzelnen Mitglieder, die längst über Leipzig hinaus bekannt geworden sind, hatte es dafür gegeben, wie sie Klassiker von Led Zeppelin, CCR oder den Beatles spielfreudig von der Patina befreit haben und dabei auf dem straff gespannten Seil ihrer Interaktionen stilsicher balanciert sind. Um den nächsten Schritt zu gehen, haben sie mit Anton Langer hier einen Vierten im Bunde, der vom Mischpult aus in Echtzeit sensibel in die musikalischen Ereignisse eingreift. Dabei gehen sie diesmal von anderen Ausgangspunkten aus: Zwölftonmusik von Arnold Schönberg oder Anton Webern und der Klangimpressionismus eines Claude Debussy oder eines Maurice Ravel. Doch wieder und wieder ganz anders machen sie ihres daraus, wobei sie ihre ureigenen Wurzeln im Jazz auf spannungsvolle Weise im Kopf behalten.

Veröffentlichungen

PLOT »Cadenza«

Cadenza
PLOT

2019 WhyPlayJazz (WPJ048)
CD + MP3 Album Download

Titelverzeichnis

  1. I.1  2:21
  2. séquence C.1  2:49
  3. séquence D, la fille  3:27
  4. I.3  0:29
  5. II.1  1:27
  6. II.2  0:50
  7. séquence B.1  2:34
  8. II.3  0:47
  9. I.4  1:02
  10. I.6  2:20
  11. séquence C, planifie passé  7:34
  12. I.7  1:59
  13. I.5  1:02
  14. II.4  0:57
  15. séquence B, île perdue  5:12
  16. II.5  1:08
  17. I.8  0:28
  18. séquence A, mémoires  4:15
  19. I.9  4:51
  20. I.2  2:33
PLOT »Tightrope«

Tightrope
PLOT

2015 WhyPlayJazz (RS023)
CD + MP3 Album Download

Titelverzeichnis

  1. Strawberry Fields Forever  3:37
  2. Dazed and Confused  4:35
  3. Fool On the Hill  3:48
  4. I Am the Walrus  5:13
  5. Long and Winding Road  5:07
  6. I Put a Spell On You  7:05
  7. Incident At Neshabur  4:46
  8. Across the Universe  5:26
  9. Run Through the Jungle  5:56

Konzerte

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Töne/Bilder/Videos

Reviews

Vorhang auf für die junge Jazzszene, Vorhang auf für Sebastian Wehle (saxophone), Robert Lucaciu (double bass) und Philipp Scholz (drums), von der Besetzung her ein klassisches Saxofon-Trio. Wer auf deskriptive oder narrative Kompositionstitel gehofft hat, muss sich umorientieren. Das Trio verweigert Derartiges zwar nicht in Gänze, wählt stattdessen den Begriff der Sequenzen, also der Folgen, teilweise mit französischen Zusätzen versehen wie „la fille“, „île perdue“ und „mémoires“. Noch etwas fällt auf: Die Binnenstruktur der Sequenzen zeichnet sich durch die Kürze der Teilsegmente einer Sequenz aus. Insoweit ähnelt diese Struktur sogenannten Zwischenspielen und Miniaturen.

There is really no need to say much more about this album except that it is one of the most interesting pieces of music I happened to come across in a long time and an absolute must hear to all true Jazz connoisseurs, especially those who also have an affinity to Pop / Rock music.

Start weg springt der Funke über: Man kennt die Melodien, hat sie so aber noch nicht gehört. Hier werden spielfreudig, klug und raffiniert Horizonte neu aufgezogen.

Freie Presse Chemnitz

Musik von heute – gespielt für Hörer, die sich um Stile vielleicht gar nichts scheren, sich aber an Wiedererkennungs-Effekten mit spannender Verfremdungs-Garantie freuen können. Für Entdecker. Und für Genießer, die auch das Raue mögen. Das vermischt sich hier mit eingängigen Rhythmen und mit einer Spiellust voller unorthodox-jazziger Schönheit. Sperrige Freuden – in musikalischen Plots, die funktionieren.

Die Amerikaner haben es leichter. Auf der Suche nach Stoffen interpretieren die Jazzmusiker jenseits des großen Teichs gern Stücke aus ihrem riesigen Songbook, wollen sie beim Publikum auf Abrufbares setzen. Die populären Gesangsstücke aus der Tin Pan Alley, von wo aus sich zwischen Broadway und Fifth Avenue in Manhattan am Beginn des vorigen Jahrhunderts die Musikindustrie ausbreitete, addierten sich zu einem Kanon, den jeder mitpfeifen kann. In immer neuen Variationen hat sich das Rezept bewährt in Neudeutungen, Dekonstruktionen oder Verneigungen. Für Europäer liegen diese Stücke nicht so auf der Hand, deswegen haben ihre Interpretationen oft etwas beflissen Anempfundenes weil sie nicht so selbstverständlich daherkommen können. Hier hat man auf seiner Festplatte andere Sozialisierungsmusiken, zum Beispiel aus dem üppigen Fundus der Rockmusik.

Auf „Tightrope“, seinem zweiten Album, macht das Leipziger Trio PLOT aus dieser Not eine Tugend. Sebastian Wehle (Saxofon), Robert Lucaciu (Kontrabass) und Philipp Scholz (Schlagzeug) agieren ganz im Sinne ihres Bandnamens, wenn sie ihrem Unternehmen ein Handlungsgerüst unterlegen und ihm so eine nachvollziehbare Logik geben. So trudeln ihre Ereignisse nicht im Ungewissen, sondern haben eine konzise und sofort nachvollziehbare Dramaturgie. Oder, um beim Albumtitel zu bleiben, ein straff gespanntes Seil als roten Faden. Auf dem tanzen die drei durch die selige Rockmusik der End-60er Jahre, biegen sich Stoffe von Creedence Clearwater Revival, Led Zeppelin, Santana und immer wieder den Beatles auf die Leiber und machen daraus ausgesprochen reizvolle und elastische Steilvorlagen für ein Jazztrio.

„Strawberry Fields Forever“, „Dazed and Confused“, „I Am the Walrus“, „I Put A Spell On You“ und immer so fort: Vom Start weg, von den ersten gestrichenen Basstönen an, springt der Funke über. Man kennt die Melodien, hat sie so aber noch nicht gehört. Das Saxofon schwelgt und steigert sich in Eruptionen, der Bass spaziert in erhaben filigranen Linien und das Schlagzeug treibt und treibt, auf dass alles in einen faszinierenden Fluss mündet. Diese junge Band ist über die Jahre bestens eingespielt und führt aus dem Museum heraus in die Straßen des Jetzt. Gleichermaßen abgeklärt wie frisch und intensiv ist das, wobei Kopf und Herz eng beieinander sind. Das muss sich nicht im Weitschweifigen ergehen, sondern kann vielmehr nah bei den jeweiligen Kernen bleiben. Die werden jongliert, gestreichelt und emporgehoben von diesen Nachgeborenen der Jazzrevolution. In der Summe ergibt das einen Geniestreich als zugeneigtes Bekennerschreiben.

Wenn dieses Durchsteigen eines Zeittunnels hin zur Basisbibliothek des Populären so unverbraucht auf die Höhe der Zeit führt, liegt das daran, dass PLOT eben nicht simple Kopien liefert. Vielmehr schwingen (und swingen) Altvordere des Jazz mit und erfahren ein imponierendes Update. Das ist kein Klamauk, sondern humorvoll und ernst, sehr vital und eng verzahnt. Im vorigen Jahr erhielt das Trio den „Jungen Münchner Jazzpreis“, gelobt wurden das „geschlossene Bandkonzept“, die „überragende Spieltechnik and Musikalität“.

„Die drei haben sich und anderen nichts mehr zu beweisen. Ihre Musik ist frei von Klischees und dabei tief verwurzeLt in der Tradition der improvisierten Musik“. befand Johannes Enders, einer ihrer Lehrer an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ von wo aus sie sich längst zu Aktivposten nicht nur der Leipziger Szene entwickelt haben. Wie sich Wehle, Lucaciu und Scholz nun die Themen der Rockbarden aneignen, ist weithin ohne Vergleich. Allbekannte und todgenudelte Stoffe befreien sie von ihrer Patina und der Crux, immer möglichst gleich klingen zu müssen damit sich die Gemeinde im verklärenden Weißt-Du-Noch in die Arme sinken kann. Hier werden spielfreudig, klug und raffiniert Horizonte aufgezogen, und es bleibt trotzdem ein großer Spaß. Die entsprechende Hymne auf die drei Drahtseilartisten singt in ihren Linernotes die diesjährige Bachmann-Preisträgerin Nora Gomringer. Sie lädt ein aus diesen Abenteuerspielplatz, von dem aus drei Europäer ihre schlüssigen Antworten auf die amerikanischen Standards senden.

Dr. Ulrich Steinmetzger, Leipziger Volkszeitung

PLOT [...] haben 2014 den Jungen Münchner Jazzpreis gewonnen, und hier kann man hören, warum. Unerschrocken und schwungvoll huldigen sie den Helden der späten 60er: den Beatles, Led Zeppelin und Credence Clearwater Revival. Geschickt und virtuos machen sie Rockklassiker wie „Strawberry Fields Forever“, „Fool On The Hill“ und „I Put A Spell On You“ zu ihren eigenen Liedern.

Ursula Gaia, Silberhorn 04/2015

Und »Heimarbeit« wie auf ihrer Debüt-CD von 2011 ist das schon längst nicht mehr. Da ging es um Waldschrate, Silbertaler und blaue Augen. Jetzt geht es ums Ganze. Und dazu gehört unbedingt auch die selige Rockmusik von Beatles, CCR und Led Zeppelin. Man wird lange nach derartigen Kabinettstücken beim Umpflügen der Strawberry Fields suchen müssen. Wie sich Wehle, Lucaciu und Scholz die Themen der Rockbarden auf den Leib biegen, ist ohne Vergleich. Klar: Es ist der Sänger und nicht der Song. Man darf an Mats Gustafssons Brachialtrios »The Thing« und »Fire!« denken. Doch bei Plot werden die simplen Stoffe von »Apeman« bis »Dazed and Confused« nicht zu infernalischen Signalen, sondern zu humorprallen Hinwendungen zu alten Hits. »I Put a Spell on You« ist dann durchaus wörtlich zu nehmen. Endlich werden die allbekannten Stücke von der Crux der Rockmusik befreit, stets wie die Originale klingen zu müssen, und legen dabei auch ihre Patina ab.
Nicht genug kriegen möchte man davon, wie nach so einer Geniestreichkur den alten Schmachtfetzen die neuen Kleider passen. So klingt es, wenn über den Zaun geschaut wird. Mächtig der Bass, dringlich intensiv das Tenorsaxofon und unerbittlich das Schlagzeug: Ein guter Plot – immer noch und immer wieder. Und wenn man diese Band gehört hat, erst recht.

Ulrich Steinmetzger

Der Sieg ging an das Leipziger Trio PLOT mit den schon seit mehreren Jahren zusammen spielenden Sebastian Wehle, Robert Lucaciu und Philipp Scholz. Damit würdigte die Jury zum einen die überragende Spieltechnik und Musikalität aller drei. Entscheidend war aber, dass die jungen Künstler beides in den Dienst eines geschlossenen Bandkonzeptes stellten und damit einen eigenen Sound für ihre ruhigen, aber durchaus experimentellen Stücke kreierten.

Oliver Hochkeppel, Junger Münchner Jazzpreis 2014

Trotz ihres heterogenen Inputs entwickelt PLOT einen homogenen Sound abseits von jedem Wettrüsten […] mit viel Spaß und Liebe zum Detail

Ruprecht Langer, Kreuzer 5/2012

Die drei haben sich und Anderen nichts mehr zu beweisen. Ihre Musik ist frei von Klischees und dabei tief verwurzelt in der Tradition der improvisierten Musik.

Johannes Enders, Leipzig