2014 WhyPlayJazz (RS015), CD + MP3 Album Download
Anna Maria Sturm (voc), Wanja Slavin (as, ts, cl, bcl, fl, arr), Uri Gincel (p, voc), Andreas Lang (b), Peter Gall (dr)
Recorded April 2014 by Marco Birkner at RecPublica Studios, Lubrza, Poland. Mixed June 2014 on "Amek-Rembrandt" to "Studer B67" master-recorder by Marcus Zierle, Gospelgroove-Studio, Illingen, Germany. Mastered by Marcus Zierle. Produced by Wanja Slavin.
Ursprünglich wollte die Schauspielerin Anna Maria Sturm nur Aufnahmen für ihr Demoband machen; die Chemie mit den Musikern stimmte jedoch von Anfang an und weniger als ein Jahr später wurde bereits ihr Debut-Album „Tales of Woe“ in gleicher Besetzung aufgenommen. Die Platte stellt vor allem Songs aus den 20er bis 50er Jahren des „Great American Songbook“, sowie Chansons des französischen „enfant terrible“ Serge Gainsbourg in den Mittelpunkt. Keineswegs beliebig war hier die Song-Auswahl: Sämtliche Songs und Chansons gehören zu den Lieblingsliedern der Schauspielerin, zu jedem einzelnen hat sie einen persönlichen Bezug.
„Für die neue Platte habe ich ja Lieder, Chansons und Standards ausgewählt, die mir total am Herzen liegen. Billie Holiday, Louis Armstrong, Serge Gainsbourg: Alles Künstler, die durch millionenfaches Hören einfach zu mir gehören.“
Die Musiker Uri Gincel (p), Peter Gall (dr), Andreas Lang (b) und Wanja Slavin (sax, arr) – allesamt fester Bestandteil der deutschen und europäischen Jazzszene – spielen diese schon etwas in die Jahre gekommen Kompositionen in der Tradition des zeitgenössischen Jazz, ohne ihnen jedoch deren besonderen Charme zu nehmen.
„Im Allgemeinen ist es eigentlich eine sehr klassische, weniger experimentelle Platte geworden. Ein schlichter Sound ist vorherrschend. Das war mir wichtig. Beim Anhören empfinde ich mich oft als ein Kind, das einfach singt. Die Jungs wirken, als wären sie nicht zu bändigen, während mein Gesang ganz ruhig über ihrer Musik liegt.“
Anna Maria Sturm (*1982) ist eine deutsche Theater- und Filmschauspielerin. Nach einem angefangenem Pharmaziestudium wechselte sie 2002 an die renommierte Otto-Falckenberg Schule in München, um Schauspiel zu studieren. Bereits während des Studiums erhielt sie erste Rollen an den Münchner Kammerspielen. Bekannt wurde sie aber vor allem für ihre Verkörperung der Hauptrolle in der Bayrischen Kinotrilogie “Beste Zeit”, “Beste Gegend” und “Beste Chance” des Regisseurs Marcus H. Rosenmüller. Von 2011 bis 2013 ermittelte sie zudem neben Matthias Brandt in den Polizeiruf-110-Folgen des Bayerischen Rundfunks. Man kann sie derzeit in dem erfolgreichen Theaterstück “Fegefeuer in Ingolstadt” an den Münchner Kammerspielen auf der Bühne sehen, oder immer wieder im Fernsehen in diversen, preisgekrönten Fernsehfilmen. Zuletzt war sie 2014 für den “Bayrischen Fernsehpreis” als beste Schauspielerin nominiert. „Tales of Woe“ ist ihr erstes rein musikalisches Projekt, mit dem sie als Sängerin in Erscheinung tritt.
The accompanying quartet is absolutely wonderful, as are the arrangements, which make this album a continuous pleasure to listen to. Wanja Slavin, who plays a myriad of instruments, is the main instrumental soloist, but Uri Gincel's piano work is the most important layer which stays with Anna Maria Sturm's vocals. The rhythm section does everything that is expected of it, providing wonderful bass pulsation and steady beat, but stays unobtrusive and elegantly in the shadows.
Overall this is a "different" vocal album from most other similar efforts appearing on the scene and one that is a true fun to listen to. I suppose that this music work even better live. Definitely worth investigating!
Hier singt sie, begleitet von einem Jazzquartett unter Leitung des grandiosen Bläsers Wanja Slavin, ausschließlich Kompositionen von Serge Gainsbourg, Joni Mitchell, Eden Ahbez und Friedrich Hollaender. [...] Man spürt den Spaß, den Sturm beim Singen hat, hier scheint sie gelöst und sie selbst zu sein.
Die vor allem als herausragende Schauspielerin ihrer Generation bekannte Anna Maria Sturm reiht sich mit ihrem Anna Maria Sturm Quintett („Tales of Woe“, WhyPlayJazz RS015), einer top besetzten Band mit erfreulich vielen Freiheiten, nahtlos ein in die Liste der großen oder zumindest „guten schlechten Sängerinnen“, wie sie Marlene Dietrich und Hildegard Knef in Perfektion verkörperten. Gesanglich ist diese sehr konservative und im Grunde auch unoriginelle Ansammlung von Evergreens natürlich viel zu risikoarm ausgefallen. Trotzdem hat die Performance von Anna Maria Sturm bisweilen eine tiefdunkle interpretatorische Kraft, die fesselnd ist und in ihren besten Momenten einen unwiderstehlichen Sog ausübt. Sie hat es geschafft, den Stücken tatsächlich etwas Charismatisches einzuschreiben. Und vielleicht ist das sogar das Wichtigste, was sich über die Neueinspielung von Songs, zu denen ungezählte Referenzaufnahmen vorliegen, sagen lässt.
Besonders überzeugt dabei natürlich – neben der ausgezeichneten Interpretation – die Auswahl der Stücke. Friedrich Holländers „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“, wo der Vergleich zu Hildegard Knef sehr nahe liegt – obwohl Sturm, technisch gesehen, überzeugender auftritt – drei Stücke des großen Serge Gainsbourg, „Indifférente“, „Ces petits riens“ und „Couleur Café“ – ersteres erinnert im Timbre an Anja Plaschg (Soap & Skin) – sowie Eden Ahbez und ein bunter Mix aus amerikanischen Standards, bieten der Sängerin eine musikalische Bühne, auf der sie sich frei zu entfalten versteht. Tolle Jazzarrangements treffen dabei auf eine interessante, bezaubernde Stimme, die sich dem Hörer nicht sofort erschließt. Ihr wohnt etwas Unheimliches inne, eine Melange aus Wärme und Distanz, Vertrautheit und Entfremdung. Tales Of Woe bietet dem Hörer knapp 40 Minuten bezaubernde Musik, die man nicht verpassen sollte. Sturm gelingt es, den Stücken neues Leben einzuhauchen, ohne dabei das Original aus den Augen zu verlieren.
Schauspieler, die davon überzeugt sind, auch Gesangstalent zu haben, gibt es leider in rauen Mengen. Anna Maria Sturm gehört nicht dazu. Die bayrische Theater- und Filmschauspielerin hatte eigentlich nur vorgehabt, ein paar Songs für ein Demoband aufzunehmen. Dann gerieten die Aufnahmen unter Leitung des Saxophonisten Wanja Slavin so gut, dass gleich ein ganzes Album daraus wurde. Der Opener, das durch Marlene Dietrich bekanntgewordene "Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre", schickt den Hörer zunächst auf die falsche Fährte: "Tales of Woe" ist keine Chanson-Pop-Platte, sondern hat richtig anspruchsvollen Jazz zu bieten. Arrangeur Slavin, Anfang 2014 mit dem ECHO Jazz ausgezeichnet, und seine drei Mitmusiker sorgen mit ausgedehnten Instrumentalpassagen für Live-Atmosphäre. Und Anna Maria Sturm mag keine zweite Billie Holiday sein, aber ihre Interpretationen von Jazzstandards und Serge-Gainsbourg-Chansons haben Biss und Gefühl. Ein gelungenes Debütalbum.
Dass der Jazz eine Herzensangelegenheit für die Oberpfälzer Schauspielerin ist, merkt man deutlich. Virtuos interpretiert Sturm die deutschen Lieder, Jazzstandards und Serge Gainsbourg-Chansons mit voller und doch zarter Stimme.