Erratic Wish Machine (feat. Wu Wei) von Stefan Schultze Large Ensemble

2015 WhyPlayJazz (RS017), CD + MP3 Album Download

Stefan Schultze Large Ensemble »Erratic Wish Machine (feat. Wu Wei)«

Titelverzeichnis

  1. Goodbye Part I  6:43
  2. Goodbye Part II  8:57
  3. Erratic Wish Machine  7:13
  4. Fuxing  6:51
  5. Old Six  5:52
  6. Trigger Happy  8:43
  7. Dorf im Kopf  6:54

Besetzung

Special guest: Wu Wei (Sheng & Jinghu) Saxophones: Heiner Wiberny, Charlotte Greve, Stefan Karl Schmid, Peter Ehwald, Heiko Bidmon Trumpets: Benny Brown & Felix Meyer, Florian Menzel, Volker Deglmann, John-Dennis Renken Trombones: Simon Harrer, Janning Trumann, Tim Hepburn, Jan Schreiner Rhythm: Martin Schulte, Jürgen Friedrich, Matthias Akeo Nowak, Daniel Schröteler Composition: Stefan Schultze

Produktionsdetails

Recorded 16th - 20th September 2014 at Deutschlandfunk Kammermusiksaal (Cologne, Germany) by Oliver Bergner, Ernst Hartmann and Katrin Fidorra. Produced for Deutschlandfunk by Harald Rehmann. Mixed by Christian Heck at tonart-studio, Kerpen-Horrem, Germany. Mastered by Christoph Stickel at msm-studios, Munich, Germany. All compositions by Stefan Schultze. Artwork by Cindy Schmid (swinx).

Stefan Schultzes (WDR-Jazzpreis 2010) prominent besetzte Bigband und der chinesische Sheng-Spieler Wu Wei gewähren einen großformatigen Blick in fremde Welten. Ein kontrastreicher Balanceakt zwischen traditionellen Anlehnungen und skurrilen Avancen voller nicht-trivial musikalischer Erkundungen.

Akustische Achterbahnfahrten – Das Stefan Schultze Large Ensemble trifft den chinesischen Sheng-Spieler Wu Wei

Wenn der multi-interessierte und neulandgetriebene Pianist und Komponist, Stefan Schultze, fünf Jahre lang an einem neuen Large-Ensemble Album feilt, ist nur die Ungewissheit ganz gewiss. Wenn er es zudem mit einem chinesischen Gastmusiker tut, dann gewährt er einen großformatigen Blick in fremde Welten, in der sich akustische Achterbahnfahrten, Wiegenlieder und beherzte Grooves die Hand reichen.

Erratic Wish Machine heisst das neue Album, das vorbereitet durch eine einmonatige Goehte-Residenz, aufgenommen im Deutschlandfunk und uraufgeführt in der Philharmonie Köln, einen kontrastreichen Balanceakt zwischen traditionellen Anlehnungen und skurrilen Avancen im kollektiven Klangbild bietet.

„Ich möchte mich mit meiner Musik nicht aufdrängen, aber ich möchte auch nicht, dass man etwas vermisst“ sagt Schultze selbst über seine Arbeit.

Für sein neues Projekt konnte WDR-Jazzpreisträger 2010, Stefan Schultze, mit Wu Wei einen Virtuosen der chinesischen Mundorgel (Sheng) gewinnen. Dieses mysteriöse Instrument – eine Miniaturorgel zum Tragen und Vorläufer der Mundharmonika ‐ passt auf wundersame Weise zu den ausgefallenen Big Band Ideen des Komponisten, jedenfalls in dem beeindruckenden Spiel des Chinesen Wu Wei.
Der geht mit so viel ausgelassener Freude zu Werke, dass es eine Wonne ist, zuzuhören. Das Large Ensemble, wie immer prominent besetz, tut das seine, um die skurril- fragilen, handfest- derben Stücke von Schultze zum Leben zu erwecken. Der betritt damit wahrlich neue Wege im Big Band Jazz: raus aus dem Korsett von Tutti und Halbvermindertem, rein in aufregend globalisierte Sounds, lustvolle Klangkonglomerate, fein gesponnene Melodien und brodelnde Rhythmen.

„Gegensätze, die sich polarisieren und ins Schlepptau nehmen, Stilrichtungen, die sich anpassen, aber doch verschieden sind. Klänge, die manchmal überfordern, aber nie abstrus werden. […] So, bitteschön, macht Bigband-Sound Spaß.“ (Sven Ferchow für Neue Musikzeitung, 02/2011)

„Schultzes Kompositionen stoßen Entwicklungen an, schaffen kribbelnde Zustände, elektrisieren mit Freiheiten für die kreativen Jazzmusiker, deren improvisierende Mittelgestaltung elementar ist.“ (Olaf Weiden, Kölnische Rundschau 10/2011)

Reviews

Das Label WhyPlayJazz, sonst bekannt für experimentierfreudige Combo-Einspielungen, hat mit seiner ersten Jazzorchester-CD einen großen Wurf gelandet. Und mit ihm auch der Komponist und WDR-Jazzpreisträger 2010, Stefan Schultze. Das mit dem Deutschlandfunk produzierte Album bringt kein Thema-Solo-Thema-Big-Band-Programm, sondern setzt sich aus stark auskomponierten Mood-Stücken zusammen, deren nicht-strophische, bisweilen minimalmusic-hafte Motivkern- und Riff-Entwicklungen vor den Solisten ausgedehnte Klanglandschaften zum Durchmessen aufbauen.

Frithjof Strauß, Jazz Podium 7/8 2015

Erratic Wish Machine ist ein Album voller nicht-trivial musikalischer Erkundungen. Schultze verdient Lob für die Verfolgung seiner Träume, die zu so grandiosen Aufnahmen führen.

Stefan Schultze lud für seine Produktion Erratic Wish Machine den Virtuosen für chinesische Mundorgel Wu Wei (u.a. zu hören mit Pascal Contet und dem Ensemble Intercontemporain) ein: Sehr ungewöhnlich und erfolgreich. Unvorhersehbare Maschinen-Wünsche, die viele Überraschungen bereit halten. Sehr hörenswert, das ist sicher!

Die Sheng ist eine Art chinesische Mundorgel, und der Pianist und Komponist Stefan Schultze war von ihr und ihrem Virtuosen Wu Wei so fasziniert, dass er ein ganzes Bigband-Album um sie herum komponiert hat. „Es ist kein besonders lautes Instrument, aber sehr kontrastreich, und ich wollte Wege finden, es mit der Bigband-Musik, wie ich sie schreibe, zu verbinden“, sagt Schultze. „Man muss leise Momente schaffen, in denen Platz für das Instrument ist. Die Sheng soll nicht nur als minimal andere Klangfarbe durchschimmern.“ Das gelingt auf „Erratic Wish Machine“ (WhyPlayJazz) von Stefan Schultzes Large Ensemble ganz vorzüglich. „Klanglich ist die Sheng eine Mischung aus Melodika, Orgel und Akkordeon“, erläutert der Bandleader. „In den extremen Registern kann sie aber auch wie eine Klarinette oder eine Geige klingen. Die Sheng kann sehr hoch spielen und dort mit Glissandi arbeiten.“ Ganz zum Schluss gibt Schultze dem Affen dann aber doch noch einmal Zucker. „Dorf im Kopf“ klingt wie ein Parallelritt über mehrere Schützenfeste, bei deren das prominent besetzte Ensemble - unter anderen Charlotte Greve, John-Dennis Renken, Jürgen Friedrich und Heiner Wiberny - mehrere Melodien gleichzeitig zu spielen scheint. „Das ist eine Art umgekehrter Kulturschock“, grinst Schultze. „Das Stück verarbeitet volkstümliche Musikklischees. Ich habe mich schon oft gefragt, wie diese Melodien wohl auf Menschen aus anderen Kulturkreisen wirken, und habe versucht, das Beste daraus zu machen. Die Trompeten sollten extra wie eine Dorfkapelle spielen.“

Schultze beeindruckt als Komponist und durchbricht alle Konventionen der Bigband-Tradition. Seine Musik durchläuft Phasen von introvertiert melodiös bis zum extremen heavy Rock. [...] Eine CD mit sehr abwechslungsreicher Musik, die stets fasziniert und vor allem schön ist, und die Wu Wei die Gelegenheit bringt, die unbegrenzten Möglichkeiten der Sheng völlig auszunutzen.

Tom Beetz, JazzFlits #239

[...] von wilden Tutti bis zu filigranen Ensemblepassagen, von Minimalistischem und Rockigem bis zu schräg dahinrumpelnden ungeraden Metren. Seine Musik gehört zum Originellsten, was die internationale Big-Band-Szene zu bieten hat. Seine Kompositionen stecken voller überraschender Entwicklungen, voller origineller Ideen, voller Stilbrüche und nicht zuletzt voller ungewöhnlicher Klangfarben. Was Kontraste und Abwechselung angeht ist Stefan Schultze (ohnehin) ein Meister.

Das Large Ensemble, eine 17-köpfige, hochkarätig besetzte Big-Band-Formation, beeindruckte mit rhythmischen Finessen, melodischer Farbigkeit und Witz.

Musik, die in keine Schublade passt, aufwendig instrumentiert, mit komplexen Arrangements bedacht und mit vollem Bigband-Sound dem Zuhörer entgegentritt. [...] kolossal interessant für neugierige Musikfreunde, die etwas vertragen können und die immensen Spannungsbögen zwischen scheinbar ziellos umherirrenden Pianissimi und massiven Eruptionen des gesamten Ensembles standhalten können.

Ganz, ganz großes Kino. Christoph Schlingensief und Franz Zappa hätten ihre wahre Freude daran gehabt. Stefan Schultze ist jedenfalls einer, dem der Schalk gehörig im Nacken sitzt, der Verwirrung, überraschende Wendungen, Gegensätze und raue Kanten liebt.


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