2017 WhyPlayJazz (RS034), CD + MP3 Album Download
Johannes Schleiermacher (sax), Tobias Hoffmann (git), Andreas Lang (b), Max Andrzejewski (dr) Choir Leading: Tobias Christl The Choir in alphabetical order: Winnie Brückner, Tobias Christl, Marie Daniels, Lea W. Frey, Marcus Gartschok, Erik Leuthäuser, Zola Mennenöh, Friederike Merz, Stephen Moult, Dora Osterloh, Lena Sundermeyer, Laura Winkler Special guest: Dorrey Lin Lyles (vocals)
Recorded (June 2016) and mixed (November 2016) at rbb-Studio Berlin by Maria Suschke (Sound Supervisor), Bernd Bechthold (Sound Engineer) and Ulrich Hieber (Digital Cut). Mastered by Ulrich Hieber. Produced for Kulturradio rbb by Ulf Drechsel. Design and artwork by Michael Schultz.
Food as a substitute for religion – the current hype around food gave Berlin drummer Max Andrzejewski the idea for a gospel about food. The new album of his band HÜTTE (New German Jazz Prize 2013), enhanced by a 13-strong choir with gospel belter Dorrey Lin Lyles, carries us away. It is touching and disturbing. Cherish the butter! ... Glory, glory!
Now the “hut” is getting really crowded. Max Andrzejewski´s HÜTTE and The Homegrown Organic Gospel Choir is the combination of the young Berlin jazz quartet HÜTTE (German for “hut”) and a gospel choir of strong vocalists. The music is a love marriage between gospel and contemporary/free jazz. “Hardly any other young jazz band has attracted so much attention over the last years in Germany as Max Andrzejewski‘s HÜTTE,” says Wolf Kampmann.
Food as a substitute for religion – this is what gave the idea for a gospel about food. Perhaps with a twinkle in the eye full of ironic love, but also because something comes together: joy, pleasure, pain and memory. Something that should be part of everyone and that is not given unselfconsciously. Eating and drinking for the sake of memory, singing for memory. That we have to eat, we want to sing and perhaps cannot – not – believe. ... Glory, glory!
The music of this great band carries us away. It is touching and disturbing. The Berlin-based guest singer Dorrey Lin Lyles makes the gospel authentic. The accompanying lyrics were composed by poet and theater dramaturge Thomaspeter Gergen.
And then, as Shakespeare said, music also nourishes the soul. Isn‘t music, just like eating and drinking, elusive, unseizable, fading away, if not stored in our memory? Isn’t music memory culture, a memory instrument in a special way? Isn’t music a procedure to let stories live on without writing, to put them into a form that is especially easy to memorize? Gospel is the music of good news, “a good spell,” as Edwin Hawkins puts it. Originating from the slaves’ spirituals, it flourished with all-time favorites like “Oh happy day” from the most dishonest times of segregation – sung from amidst the pain to the heights of hope, so that we may not forget, or better, so that we remember that “it is only for the sake of those without hope, that hope is given to us” (W. Benjamin).
HÜTTE approaches the metaphor of food– of life-sustaining and immediate pleasure – from a musical angle. Joy, hope, relief, which are also part of the culinary art, face immanent suffering in a gnostic, Manichaean way: despair, remorse, pain, sickness, the weight of the body, the curse of excess, self-loathing, mortification.
Cherish the butter!
Praise the vegan hype!
Worship the cracking of bones and all our society's eating disorders!
Das Quartett von Schlagzeuger Max Andrzejewski (Jg. 1986) – mit dem tollen, von Shake Stew bekannten Saxofonisten Johannes Schleiermacher – übt sich in entspannter Zurückhaltung, um dem zwölfköpfigen Chor und der Gastsängerin Dorrey Lin Lyles gebührenden Raum für gottgefälligen Gesang zu lassen, der sich auch allerlei Allotria leistet.
Mit seiner prämierten Band „Hütte“ (Neuer Deutscher Jazzpreis 2013) und einem personalstarken Chor unter der Leitung von Tobias Christl wird Max Andrzejewski einerseits klassischer Gospelmusik gerecht und doch ist der stilbunte, charakterstarke wie eigenwillige Kompositionsstil präsent, den er auf seinen vorigen Alben bereits pflegte. Für seine neue Musik konnte er sogar eine echte Gospel-Mutti gewinnen: Dorrey Lin Lyles.
Overall this is an interesting and innovative project, which has some great quartet performances.
Vokale Pracht trifft aktuelle Jazz-Sounds und gebiert ekstatische Klangbilder jenseits üblicher Klischees - starke Kost.
Wie das Label mitteilt, „forscht Andrzejewski musikalisch nach der Metapher des Essens - des lebenserhaltenden und unmittelbaren Genusses -, der Freude, der Hoffnung, der Erlösung, welche auch in der Kulinarik innewohnen, stehen - gnostisch, manichäistisch - die Leiden gegenüber, die immanenten: Verzweiflung, Reue, Schmerz, Übelkeit, die Last des Körpers, der Fluch des Übermaßes, der Selbstekel und die Kasteiung.“
Auch wenn Andrzejewski von Avantgarde und Free Jazz spricht – seine Musik ist für ein breites Publikum gedacht.
Es ist irgendwie Gospel, aber gemischt mit Free Jazz, und die Texte drehen sich um Essen als Ersatzreligion. [...]„Natürlich ist Gospel als Teil der afroamerikanischen Geschichte entstanden. Mir geht es aber um die Energie und die Liebe, die diese Musik ausstrahlt. Es ist wunderschön, miteinander zu singen. Ich glaube, das ist magisch. Wenn das dann noch mit dieser Inbrunst geschieht, die sich so hochschaukeln kann – das ist etwas ganz Spezielles!“
It's comprehensive disquisition where music and lyrics are equally important. It's necessary to pay attention on both elements of this recording. But for your attention and concentration during listening Max Andrzejewski, Hutte and The Homegrown Organic Choir return you a very original and interesting proposition. It's definitely worth to devote them this one hour.
On his newest, Andrzejewski reaches the next plateau by providing his jazz choir with a unifying vision. By bringing focus, he magnifies both the beauty of the construct and the intensity of the resulting euphoria.
Manchmal legt man eine CD auf und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Man glaubt die Musiksprache zu kennen – und plötzlich klingt sie wieder ganz anders. Und dann hört man auf den Text, und der bringt einen wieder neuen Dreh hinein. Der Berliner Jazz-Schlagzeuger Max Andrzejewski ist offenbar ein Spezialist für solche Überraschungen. Seine Band, die aktuellen Jazz schon auch mal mit Elementen eines Garagen-Sounds verbindet, trägt einen sehr ungewöhnlichen Namen – Sie werden das gleich hören – Auf ihrer neuen CD tut sie sich mit einem Chor und einer Gospel-Solistin zusammen. Das Ganze ist so erfrischend wie verblüffend.
Die Sänger singen über das Objekt ihrer Begierde, nein, religiösen Ehrfurcht: Butter, Zucker, Salz. Und das im Gospel-Stil, während die Musiker sich mehr oder minder den Harmonien des Chors anpassen, manchmal dafür umso kräftigere dissonante gegensteuern.
Eine ironische Sache, doch nur zur Hälfte. Essen müssen schließlich alle. Man könnte es eine Reflexion über unser heutiges Selbstverhältnis zu Lebensmitteln und den Umgang mit ihnen nennen. Das klingt dann allerdings um einiges spröder als die Musik, die mit Geistesblitzen kräftig um sich wirft.
Dass Essen glücklich machen kann, weiß jeder, der darauf einmal verzichten musste. Musikentzug kann bekanntlich ähnlich drastische Auswirkungen haben. Insofern muss ein Werk, dass beide Sphären, die des kulinarischen Erlebens und die des Musikgenusses zusammenbringt, zwangsläufig ein doppeltes Vergnügen sein. [...] Trotz aller Programmatik wirkt das Ganze nicht überladen, die Musik hat Platz, sich zu entfalten. Und die Kombination aus Chorgesang und Jazzkapelle wirkt nicht gewollt oder zwanghaft, sondern geradezu homogen und alternierend zugleich. Eine kompakte und klangvolle Angelegenheit, in der das Schlagzeug zwar viele Impulse verteilt, sich aber trotzdem nicht in den Vordergrund spielt.
Andrzejewskis Hütte stürzt sich in hymnische und schräge Grooves und verbindet die Southem-roots-Harmonien des 13-köpfigen Chors mit unbändigem Drive. Vom eleganten A cappella in bitter-zarter Stifte über frenetische oder trashig-coole Gesangseinlagen bis hin zum frei und brachial rockenden Donnerwetter des Hüttenvierers spannt sich ein Bogen von Songs, deren Texte sich mit Veganertum, versauten Lebensmitteln, Bulimie herumschlagen.
Freier Jazz und Gospel? Der junge Berliner Schlagzeuger Max Andrzejewski hat mit seinem Quartett HÜTTE das unmöglich Erscheinende möglich gemacht und einen gemeinsamen Nenner mit einem Gospel-Chor gefunden.
Auf dieser CD findet sich also definitiv nicht der alltägliche Musik-Einheitsbrei. Wer Jazz mag und gerne Gospelchören lauscht, wird mit dieser Kombination auf jeden Fall glücklich. Die Songs sind abwechslungsreich, mal schnell und langsam und bieten starke Gesangseinlagen.