Consequences von Philipp Gropper’s Philm

2019 WhyPlayJazz (WPJ046), CD + MP3 Album Download

Philipp Gropper’s Philm »Consequences«

Titelverzeichnis

  1. 32 Cents  6:15
  2. Consequences (Part 1)  9:33
  3. Consequences (Part 2)  5:38
  4. Saturn  9:50
  5. Forgiving  10:53
  6. Thinking from The Future (Are You Privileged?)  9:07

Besetzung

Philipp Gropper (tenor saxophone, composition), Elias Stemeseder (piano, synthesizer), Robert Landfermann (bass), Oliver Steidle (drums)

Produktionsdetails

All compositions by Philipp Gropper. Produced by Philipp Gropper for WhyPlayJazz. Recorded by Martin Ruch and Tito Knapp (assistance) at Zentrifuge (Berlin, Germany) on December 9th, 10th, 11th, 2018. Mixed and mastered by Martin Ruch at Control Room (Berlin, Germany). Design and artwork by Travassos. Photos by Dovile Sermokas.

Auf „Consequences“ überträgt Philipp Groppers Band PHILM vielschichtige Themen in die Navigation des Alltags. Musik auf der Höhe der Zeit, die sich nicht vor den brennenden Fragen der Gegenwart wegduckt, sondern in einem Amalgam von packenden Kompositionen und starken individuellen Statements mit Nachdruck gangbare Alternativen aufzeigt. Jazz, der uns alle trifft - seltsam entrückt und gleichzeitig eindringlich.

Was für ein Sprung von einem zum nächsten Album. Nach der letzten Studio-Veröffentlichung der Berliner Formation PHILM mit dem Titel „Sun Ship“ hat die Working-Band auf ihrem neuen Album „Consequences“ nichts an ihrer Spiritualität eingebüßt und konsequent ihren vielschichtigen, farbenreichen und eng verschmolzenen Sound weiterentwickelt - unverkennbar und mit regelrechter Sog-Wirkung. Qualitäten, die PHILM eine starke Aura und den Ruf eines „David Bowie des Jazz“ verpasst haben.

PHILM, das sind vier Musiker, die stets ins Schwarze der Zeitgeist-Maschine treffen: Philipp Gropper (Saxofon/Komposition), Elias Stemeseder (Piano/Synthesizer), Robert Landfermann (Bass) und Oliver Steidle (Schlagzeug). „Consequences“ ist das erste Studioalbum der Band mit Robert Landfermann am Bass – die Band scheint mit ihm eine neue Ebene erreicht zu haben.

Kompositorisch widmet sich Philipp Gropper auf „Consequences“ vor allem drei Feldern, die kurzum auf Verantwortung und die daraus erwachsenden Konsequenzen hinauslaufen. In zwischenmenschlicher Hinsicht geht es ihm um unser Verhalten in direkten Begegnungen, die Haltung und Reaktionsweisen des Einzelnen im sozialen Gefüge. Philosophisch treiben ihn Fragen nach größeren Zusammenhängen um. Und in politischer Hinsicht macht er sich Gedanken um Privilegien, die Auswirkungen der neoliberalen Gesellschaft und den zerstörerischen Umgang des Westens mit der östlichen und südlichen Hemisphäre sowie den sich daraus ergebenden Konflikten und Verantwortungen. PHILMs persönliche Auseinandersetzungen mit diesen drei Themenfeldern münden dabei in die Titel „32 Cents“, „Consequences“, „Saturn“, „Forgiving“ und „Thinking from the Future (Are You Privileged?)“. Jeder Song spricht von etwas Anderem, gemeinsam ergeben sie eine Metaebene wie in einem Roman, der verschiedene Handlungsstränge verbindet.

Ist das zu kompliziert oder gar anmaßend für ein einziges Album? Keineswegs! Gropper und Co. verstehen sich darauf, komplexe Themen in eine Navigation des Alltags zu übertragen. PHILM funktioniert hier wie ein Filtersystem, das auf persönliche und gesellschaftliche Prozesse mit hoch empfindlichen Sensoren reagiert. Die sich daraus ergebende Übersetzung entfaltet in jedem Kontext überraschende Eigendynamiken.

Wenngleich die Kompositionen verschiedenartige musikalische Bezugspunkte aus der unerschöpflichen Geschichte des Jazz, elektronischer Musik, Hip Hop, Neuer Musik oder auch der klassischen Musik Afrikas und Indiens aufweisen, sind die Inspirationen für diese meist außermusikalischen Assoziationen und Beobachtungen, sowie der Versuch, diese in musikalische Formen zu übersetzen. Naturphänomene wie die unterschiedlichen Sogrichtungen von Wellen, Wahrnehmungsmöglichkeiten von Tempo in bewegten Verkehrsmitteln, Beobachtungen technologischer und digitaler Phänomene, aber auch Zwischenmenschliches, Szenarien, Geschichten oder gesellschaftliche Prozesse werden mittels verschiedener kompositorischer Techniken in konkrete musikalische Bilder übersetzt. Musikalische Komplexität erfüllt dabei für PHILM nie einen Selbstzweck. Existenzielles Grundbedürfnis der Band ist die absolute Verinnerlichung des musikalischen Materials, sodass dem intensiven Flow, dem befreiten, direkten Statement nichts im Weg steht.

Die Konsequenz ist, dass die vielschichtigen Kompositionen mit oftmals quintolischen und septolischen Verhältnissen oder changierenden Polyrhythmen als Fundament in ihrem Ergebnis einen scheinbar simplen Groove ergeben, der uns alle trifft - seltsam entrückt und gleichzeitig eindringlich.

Eine ganz andere Ebene bringt der Produzent Grischa Lichtenberger mit der Veröffentlichung seines Rework-Albums auf dem Label Raster ins Spiel, welches eine Art persönliche Spiegelung und Übersetzung der Musik PHILMs aus der Perspektive der elektronischen Musik darstellt.

Reviews

[...] Philm is an ever shifting bricolage of tones and textures, forced together into unsettling but ultimately satisfying music.

freejazzblog.org, Martin Schray

Mixing free jazz, electronic distortion, ambient sounds, and hip hop rhythm, this music is a bracing clash of styles. It can be intimidatingly aggressive, but it has enough familiar rhythms, particularly in the drumming, to give you a way in.

It’s touching, expressive and moving.

Consequences is a musical language on the verge of collapse. How it all stays together is anyone’s guess. This is a most impressive adventure in jazz.

These complex themes and topics are used by Gropper and Philm as instruments to push and redefine the jazz language by introducing provocative ideas from electronic music, hip hop, contemporary music and the classical music of Africa and India. The classic jazz line-up of this quartet often enjoys the urgent escape «into the unpredictable, dark corners of improvisation» while sketching detailed textures that are surprisingly intimate, passionate and communicative.

Es setzt in der Tat sehr konsequent auf Wiederholungen, Verschiebungen, Unterbrechungen, erratische Akzentuierungen. Und dennoch generiert das exzellent besetzte Quartett des deutschen Saxofonisten einen atmosphärisch dichten und sehr suggestiven Flow, eine Art von ganz gegenwärtigem Sci-Fi-Jazz mit klanglich ausdifferenzierter Binnendynamik.

Ce nouvel album permet de se familiariser un peu plus avec l’univers chaotique, la musique dense, complexe et contrastée du saxophoniste allemand Philipp Gropper.

Everyone plays at a high level, including Gropper, whose leadership role is cemented through his socially focused compositions, which are stylistically wide-ranging; [...] and it’s all consistently excellent.

Interesting compositions and expressive personalities of individual musicians allow the quartet to develop their own original musical language. A voice worth hearing.

Hoe dan ook, Consequences is een prachtig jazzalbum: compositorisch complex, improvisatorisch inventief en ritmisch ijzersterk. De nadruk ligt op het groepsgeluid, waarbinnen de groepsleden hun individuele kwaliteiten kunnen tonen. Moderne jazz in optima forma.

Consequences présente un nouveau répertoire, des compositions très colorées et structurées en petits éclats, en coups de pinceaux, avec beaucoup de ruptures, de cassures mais aussi d’équilibre et de flottements. Le saxophone de Gropper a ce son légèrement pincé qui va du feulement au râle parfois, mais qui joue de la tension dans les mélodies. [...] Consequences contient une belle musique, libérée et affranchie, jouée par un groupe qui voit le monde à travers un kaléidoscope et Philipp Gropper n’en finit pas d’étonner.

Consequences is a primal exercise in barely-contained tension. Gropper and company could easily explode and blow their way through the 50-some-odd minutes of the album. But this is not a group that is explicitly outside. Unconventional and creative, yes, but on their own terms. Another brilliant release.

Das resultierende Klanggebräu ist von erheblicher Komplexität, zumal rhythmisch sehr variabel und vielschichtig, ebenso aber auch in den spannungsreichen Texturen. Risiko, jede Menge Energie, aber auch Intelligenz und Präzision [...].

Kleine Zeitung Steiermark

Töne/Bilder/Videos


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