For Very Sad and Very Tired Lotus Eaters von Wanja Slavin Lotus Eaters

2014 WhyPlayJazz (RS012), CD + MP3 Album Download

Wanja Slavin Lotus Eaters »For Very Sad and Very Tired Lotus Eaters«

Titelverzeichnis

  1. Hippie Song  6:30
  2. Hommage  5:20
  3. Ballad for Very Sad and Very Tired Lotus Eaters  5:20
  4. Odense  8:22
  5. Paf  5:19
  6. A Long Day's Journey into Night  10:12

Besetzung

Wanja Slavin (as, comp), Rainer Böhm (p), Andreas Lang (b), Tobias Backhaus (dr), Philipp Gropper (ts)

Produktionsdetails

All tracks composed by Wanja Slavin except track 3 written by Billy Strayhorn. Produced by Wanja Slavin. Track 1, 2, 3 and 5 recorded in April 2012 by Falko Duczmal at Forest Studio, Brandenburg, Germany. Track 4 and 5 recorded in August 2012 by Marcus Zierle at HGBS Studio, Villingen-Schwennigen, Germany. Mixed and mastered by Marcus Zierle, Gospelgroove-Studio, Illingen, Germany.

Dieses Album hat für mich persönlich eine sehr besondere Bedeutung. Nicht nur deshalb, weil es erst mein zweites eigenes Album ist, sondern auch weil sich der Entstehungsprozess über sehr lange Zeit hingezogen hat und voller Komplikationen war. Ich hatte von Anfang an eine sehr klare Idee, wie die Musik klingen und mit welcher Haltung sie gespielt sein sollte und doch brauchte es fünf Jahre, bis endlich der richtige Zeitpunkt war. Dann ist die Aufnahme letztlich nur an zwei Nachmittagen entstanden.

In all den Jahren gab es viele Veränderungen in der Band. Über 20 Musiker waren in den Jahren an dem Projekt beteiligt und obwohl sie jetzt nicht Teil der Band Lotus Eaters sind, haben sie alle dazu beitragen, daß die Musik jetzt ist, wie sie ist. Ich möchte mich an dieser Stelle besonders bei Wolfgang Zechlin, Daniel Glatzel und Jan Leipnitz für ihre Inspiration bedanken.

Der Klang dieser Platte reflektiert die Schwierigkeiten und das Ringen um ihre Entstehung ebenso wie die Lösung. Deutliche Ahnungen von Melancholie, Verlorenheit sind zu hören, Zustände durch die ich gegangen bin, nachdem ich 2006 nach Berlin gezogen bin. Trotz all dieser Schatten hat mich der kreative Prozess immer wieder gehalten und die Schönheit, die sich mir dabei offenbart hat, hat mich immer weiter gehen lassen.

Verglichen zu meiner ersten Platte „Scirocco“ habe ich mich hier mehr auf mehr oder weniger simple Kompositionen konzentriert. Erst beim Schreiben dieser Liner-Notes ist mir aufgefallen, dass jedes Stück in einem eher abstrakten Sinn seine eigene Referenz und Inspiration besitzt. Diese sind allerdings nicht als formale Kopien oder Reharmonisationen zu verstehen, sondern eher als der Versuch, subjektive Stimmungen ganz bestimmter Aufnahmen einzufangen.

Diese Musik hat mich über die Jahre begleitet:
Hippie Song: Back Woods Song (from „Gateway“ by John Abercrombie, Dave Holland, Jack DeJohnette)
Hommage: Love Theme from Spartacus (from „Eastern Sounds“ by Yusef Lateef)
Odense: Chords (from „The Remedy - Live at the Village Vanguard“ by Kurt Rosenwinkel)
PAF: inspired by Charles Lloyd
A Long Day's Journey into Night: dedicated to Hermeto Pascoal

Reviews

The individual statements by the quartet members are all splendid. Slavin's alto saxophone has a mellow, enchanting tone, which caresses the listener's ears gently. Bohm does a wonderful job supporting the leader and although plays little foreground solos, his background layers are as much important. Lang is as usual simply outstanding and step by step becomes one of my favorite bassist of the young European scene. Backhaus is a bit too busy for my taste and not completely compatible with the album's concept, but perhaps his activity provides a contrast which has a positive influence on the overall sonic result.
This kind of music should be accessible to a wide range of Jazz listeners, as there is so much to like herein, that everybody can hand on to something else that strikes a chord; some will like the tunes, others the splendid performances and yet others might be delighted by the degree of freedom and space present, in spite of the seemingly "simple" approach. Regardless of the specific viewpoint, it is very hard not to like this album from the first hearing. Well done!

[...] ist der Auftritt der Lotus Eaters voller von Slavin wunderbar geführter melodischer Trouvaillen. Rainer Böhm steht Slavin im Körpereinsatz nichts nach, er beschwört sein Klavier. Die Freude am gemeinsamen Musizieren ist den Musikern, besonders Bassist Andreas Lang, anzusehen, es ist eine Freude zuzuhören, auch wenn Slavin selbst bisweilen nicht sehr zufrieden scheint.

Das Titelstück, eine durch Johnny Hodges bekannt gewordene Strayhorn-Ballade, bringt die Stimmung der CD auf den Begriff: Melodiosität und Melancholie vermitteln Einsamkeit, Wehmut und Weltschmerz. Der weiche Klang des Altos, der manchmal an Klarinette und Querflöte erinnert, dringt ins Herz.

Godehard Lutz, Jazz Podium 04/2014

Referenzen in die Geschichte der improvisierten Musik, aber auch hinein in die heutige Szene des Modern Jazz, um das musikalisch Besondere im Konventionellen herauszuarbeiten: Dem Berliner Saxofonisten Wanja Slavin ist dieses Kunststück mit seiner neuen CD „For Very Sad And Very Tired Lotus Eaters“ (WhyPlayJazz/whyplayjazz.de) geglückt. Nach seiner langen Suche, um die richtige Besetzung für sein jetzt geradezu klassisch besetztes Quartett Lotus Eaters zu finden, und dem Experimentieren mit verschiedenen musikalischen Settings hat der Anfang 30-Jährige mit der zweiten CD seiner Band ein Konzept gefunden, mit dem er die emotionale Ebene mit der intellektuellen verschränkt, ohne Konzessionen eingehen zu müssen. „Es gibt kein kompositorisches Konzept für das Album“, betont Slavin, „mir ist es darum gegangen, mit dem musikalischen Material, auf dem jedes meiner Stücke basiert, eine bestimmte Stimmung zu transportieren.“ Mit Ausnahme des Titelstücks, einer Ballade des Ellington-Komponisten Billy Strayhorn, die Slavins Quartett auch den Namen gegeben hat, beziehen sich alle Kompositionen auf Aufnahmen namhafter Jazzmusiker — wie Slavins „Hippie Song“, der auf dem „Back Woods Song“ des Gateway-Tios von John Abercrombie, Dave Holland und Jack DeJohnette flußt. Doch Slavin interpretiert diesen Titel nicht. Vielmehr hat der Saxofonist sein Gefühl beim ersten Hören kompositorisch verarbeitet und dieses dann mit seinem Quartett in ein eigenes Stück Jazzmusik verwandelt. „Musik ist voller Referenzen — jedenfalls in meinem Kopf: Alles bezieht sich immer auf irgendetwas, das schon einmal da gewesen ist“, erklärt Slavin: „Die Musik meiner CD zeigt die Tradition, in der ich stehe.“

Martin Laurentius, Jazz thing #103

Es ist ein überwältigender Schluss eines Albums, so voller Tiefe und Bezauberung, das mit wiederholendem Hören belohnt werden muss.

Bedacht, ja skrupulös geht der in Berlin lebende Altsaxofonist Wanja Slavin an seine raren Veröffentlichungen heran. Auch mit dieser CD seiner vielfach gewandelten Band Lotus Eaters hat er lange auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Was man nun in sechs Quartettstücken, einmal um Saxophonkollegen Philipp Gropper ergänzt, hören kann, ist sehr ausgewogene Musik, die bei aller Disziplin nicht vergisst, dass Jazz von der Spontanität lebt. In seinen Kompositionen hat sich Slavln an den Vorbildern John Abercrombie, Yuaef Lateef, Kurt Rosenwinkel, Charles Lloyd und Hermeto Pascoal orientiert, und das Schwelgerische der Ergebnisse widerspiegelt das Innige dieser Zuneigungen. Da ist viel Melancholie und noch mehr zupackender Furor.

Dr. Ulrich Steinmetzger, Leipziger Volkszeitung

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