2015 WhyPlayJazz (RS023), CD + MP3 Album Download
Sebastian Wehle (ts), Robert Lucaciu (b), Philipp Scholz (dr)
Recorded and mixed September 2014 by Florian H. Oestreicher at realistic sound, Munich, Germany. Mastered by Christoph Stickel. Artwork by Cindy Schmid.
Focused and with improvised casualness, PLOT (winner of »Junger Münchner Jazzpreis 2014«) venture into Beatles, Led Zeppelin and Credence Clearwater Revival territory and make the songs their own with great sensitivity. Philipp Scholz (dr), Robert Lucaciu (b) and Sebastian Wehle (ts) bow to and pay tribute to the late 1960s.
PLOT dares to dance on a tightrope, anchored to rock classics. On their new album “Tightrope” drummer Philipp Scholz, bassist Robert Lucaciu and tenor saxophonist Sebastian Wehle show their musical prowess by taking classic pieces by the Beatles, Led Zeppelin, Credence Clearwater Revival and Santana and reimagining them in such a way that they become completely their own.
Playing compositions that are so well-known that everyone considers them holy and untouchable in their original version is like dancing on a tightrope. PLOT (winner of »Junger Münchner Jazzpreis 2014«) courageously faces this high-wire act. They tighten their rope smoothly and elegantly, with great concentration and with an immense improvisational ease. The pieces are from the years 1967 to 1970 and one can immediately recognize that they have been given their own unmistakable PLOT-face. With incredible sensitivity, the musicians seize the compositions, attacking the themes with passion, bowing to the melodies and paying homage to the grooves.
“Dazed and Confused” by Led Zeppelin crackles and smokes until it finally bursts into flames. “Strawberry Fields Forever” by the Beatles is turned into an edgy hymn. “Long and Winding Road” becomes a silent meditation. PLOT bases “I Put a Spell on You” on the Credence Clearwater Revival version making it mysterious, hissing, and intense. Another CCRs tune, “Better Run to the Jungle” is a weird, crazy freak show with vocals while “Across the Universe” shows the whole range of PLOT’s sound.
PLOT was founded in 2009 by two Saxons and one Bavarian who are in their mid 20s. All of them graduated from the Leipzig Academy of Music and consider this band their “baby”, and a true labor of love.
With more than 100 concerts and three CDs under their belts, the trio has developed their own unique sound.
One can sense the atmosphere of togetherness: Wehle, Lucaciu, and Scholz can do everything, but don’t have to show everything. They have grown together and have ripened as artists. As instrumentalists, they are sought after in the German jazz scene and beyond; together they are a band where each has his own independent and supportive voice.
The sound of “Tightrope” develops a pull stemming from the voice of the instruments themselves. Bassist Robert Lucaciu, is something of an intonation perfectionist — he insists on getting a deeper undertone from his instrument by not tuning it to the standard pitch of A 440 Hz. For their latest album “Tightrope”, Lucaciu chose A 445 Hz instead. Only an expert would notice, but the fact that this recording sounds different, rounder, warmer, and earthier is not a subjective perception. PLOT dances on a tightrope and it’s an irresistible sensation!
There is really no need to say much more about this album except that it is one of the most interesting pieces of music I happened to come across in a long time and an absolute must hear to all true Jazz connoisseurs, especially those who also have an affinity to Pop / Rock music.
Start weg springt der Funke über: Man kennt die Melodien, hat sie so aber noch nicht gehört. Hier werden spielfreudig, klug und raffiniert Horizonte neu aufgezogen.
Musik von heute – gespielt für Hörer, die sich um Stile vielleicht gar nichts scheren, sich aber an Wiedererkennungs-Effekten mit spannender Verfremdungs-Garantie freuen können. Für Entdecker. Und für Genießer, die auch das Raue mögen. Das vermischt sich hier mit eingängigen Rhythmen und mit einer Spiellust voller unorthodox-jazziger Schönheit. Sperrige Freuden – in musikalischen Plots, die funktionieren.
Die Amerikaner haben es leichter. Auf der Suche nach Stoffen interpretieren die Jazzmusiker jenseits des großen Teichs gern Stücke aus ihrem riesigen Songbook, wollen sie beim Publikum auf Abrufbares setzen. Die populären Gesangsstücke aus der Tin Pan Alley, von wo aus sich zwischen Broadway und Fifth Avenue in Manhattan am Beginn des vorigen Jahrhunderts die Musikindustrie ausbreitete, addierten sich zu einem Kanon, den jeder mitpfeifen kann. In immer neuen Variationen hat sich das Rezept bewährt in Neudeutungen, Dekonstruktionen oder Verneigungen. Für Europäer liegen diese Stücke nicht so auf der Hand, deswegen haben ihre Interpretationen oft etwas beflissen Anempfundenes weil sie nicht so selbstverständlich daherkommen können. Hier hat man auf seiner Festplatte andere Sozialisierungsmusiken, zum Beispiel aus dem üppigen Fundus der Rockmusik.
Auf „Tightrope“, seinem zweiten Album, macht das Leipziger Trio PLOT aus dieser Not eine Tugend. Sebastian Wehle (Saxofon), Robert Lucaciu (Kontrabass) und Philipp Scholz (Schlagzeug) agieren ganz im Sinne ihres Bandnamens, wenn sie ihrem Unternehmen ein Handlungsgerüst unterlegen und ihm so eine nachvollziehbare Logik geben. So trudeln ihre Ereignisse nicht im Ungewissen, sondern haben eine konzise und sofort nachvollziehbare Dramaturgie. Oder, um beim Albumtitel zu bleiben, ein straff gespanntes Seil als roten Faden. Auf dem tanzen die drei durch die selige Rockmusik der End-60er Jahre, biegen sich Stoffe von Creedence Clearwater Revival, Led Zeppelin, Santana und immer wieder den Beatles auf die Leiber und machen daraus ausgesprochen reizvolle und elastische Steilvorlagen für ein Jazztrio.
„Strawberry Fields Forever“, „Dazed and Confused“, „I Am the Walrus“, „I Put A Spell On You“ und immer so fort: Vom Start weg, von den ersten gestrichenen Basstönen an, springt der Funke über. Man kennt die Melodien, hat sie so aber noch nicht gehört. Das Saxofon schwelgt und steigert sich in Eruptionen, der Bass spaziert in erhaben filigranen Linien und das Schlagzeug treibt und treibt, auf dass alles in einen faszinierenden Fluss mündet. Diese junge Band ist über die Jahre bestens eingespielt und führt aus dem Museum heraus in die Straßen des Jetzt. Gleichermaßen abgeklärt wie frisch und intensiv ist das, wobei Kopf und Herz eng beieinander sind. Das muss sich nicht im Weitschweifigen ergehen, sondern kann vielmehr nah bei den jeweiligen Kernen bleiben. Die werden jongliert, gestreichelt und emporgehoben von diesen Nachgeborenen der Jazzrevolution. In der Summe ergibt das einen Geniestreich als zugeneigtes Bekennerschreiben.
Wenn dieses Durchsteigen eines Zeittunnels hin zur Basisbibliothek des Populären so unverbraucht auf die Höhe der Zeit führt, liegt das daran, dass PLOT eben nicht simple Kopien liefert. Vielmehr schwingen (und swingen) Altvordere des Jazz mit und erfahren ein imponierendes Update. Das ist kein Klamauk, sondern humorvoll und ernst, sehr vital und eng verzahnt. Im vorigen Jahr erhielt das Trio den „Jungen Münchner Jazzpreis“, gelobt wurden das „geschlossene Bandkonzept“, die „überragende Spieltechnik and Musikalität“.
„Die drei haben sich und anderen nichts mehr zu beweisen. Ihre Musik ist frei von Klischees und dabei tief verwurzeLt in der Tradition der improvisierten Musik“. befand Johannes Enders, einer ihrer Lehrer an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ von wo aus sie sich längst zu Aktivposten nicht nur der Leipziger Szene entwickelt haben. Wie sich Wehle, Lucaciu und Scholz nun die Themen der Rockbarden aneignen, ist weithin ohne Vergleich. Allbekannte und todgenudelte Stoffe befreien sie von ihrer Patina und der Crux, immer möglichst gleich klingen zu müssen damit sich die Gemeinde im verklärenden Weißt-Du-Noch in die Arme sinken kann. Hier werden spielfreudig, klug und raffiniert Horizonte aufgezogen, und es bleibt trotzdem ein großer Spaß. Die entsprechende Hymne auf die drei Drahtseilartisten singt in ihren Linernotes die diesjährige Bachmann-Preisträgerin Nora Gomringer. Sie lädt ein aus diesen Abenteuerspielplatz, von dem aus drei Europäer ihre schlüssigen Antworten auf die amerikanischen Standards senden.
PLOT [...] haben 2014 den Jungen Münchner Jazzpreis gewonnen, und hier kann man hören, warum. Unerschrocken und schwungvoll huldigen sie den Helden der späten 60er: den Beatles, Led Zeppelin und Credence Clearwater Revival. Geschickt und virtuos machen sie Rockklassiker wie „Strawberry Fields Forever“, „Fool On The Hill“ und „I Put A Spell On You“ zu ihren eigenen Liedern.
Und »Heimarbeit« wie auf ihrer Debüt-CD von 2011 ist das schon längst nicht mehr. Da ging es um Waldschrate, Silbertaler und blaue Augen. Jetzt geht es ums Ganze. Und dazu gehört unbedingt auch die selige Rockmusik von Beatles, CCR und Led Zeppelin. Man wird lange nach derartigen Kabinettstücken beim Umpflügen der Strawberry Fields suchen müssen. Wie sich Wehle, Lucaciu und Scholz die Themen der Rockbarden auf den Leib biegen, ist ohne Vergleich. Klar: Es ist der Sänger und nicht der Song. Man darf an Mats Gustafssons Brachialtrios »The Thing« und »Fire!« denken. Doch bei Plot werden die simplen Stoffe von »Apeman« bis »Dazed and Confused« nicht zu infernalischen Signalen, sondern zu humorprallen Hinwendungen zu alten Hits. »I Put a Spell on You« ist dann durchaus wörtlich zu nehmen. Endlich werden die allbekannten Stücke von der Crux der Rockmusik befreit, stets wie die Originale klingen zu müssen, und legen dabei auch ihre Patina ab.
Nicht genug kriegen möchte man davon, wie nach so einer Geniestreichkur den alten Schmachtfetzen die neuen Kleider passen. So klingt es, wenn über den Zaun geschaut wird. Mächtig der Bass, dringlich intensiv das Tenorsaxofon und unerbittlich das Schlagzeug: Ein guter Plot – immer noch und immer wieder. Und wenn man diese Band gehört hat, erst recht.