2019 WhyPlayJazz (WPJ048), CD + MP3 Album Download
Sebastian Wehle (saxophone), Robert Lucaciu (double bass), Philipp Scholz (drums)
Recorded (March 2017), mixed and mastered by Anton Langer at Phono.Photo Studios, Detmold, Germany. Produced by PLOT for WhyPlayJazz. Artwork and photos by Franz Grünewald. Philipp Scholz plays Canopus drums.
Die Musik von PLOT ist auf der Höhe der Zeit, indem sie ihr einen eigenen Entwurf entgegenstellt. Der basiert auf der differenzierten Kommunikationskultur eines bestens eingespielten Trios, das nichts Lautes, Dröhnendes, Rechthaberisches benötigt und stattdessen seine Statements mit Sensibilität, Emotion und sinnlicher Überzeugungskraft auflädt und plausibel macht.
Zwanzig Miniaturen. Bedacht, subtil und immer schlüssiger gehen sie ineinander über. Eins folgt logisch auf das andere ohne Eiferei. Alles ist ausgewogen und hat doch eine spannende Dramaturgie, die Zeit braucht, sich zu entfalten. Skizzen, Ideen und Bildfindungen in Tönen ergeben ein großes Ganzes, das kammermusikalisch anmutet, dem aber doch die improvisatorische Beseeltheit des Jazz Sinnlichkeit und Individualität einschreibt. Der Blick ist geschärft für Details, Nuancen und Differenzierungen. Kleine Ausgangspunkte dienen als Vehikel für Interaktionen der Akteure, die ein erstaunlich geschlossenes Werk ergeben. Drei faszinierende Musiker brauchen dazu keine Kraftmeierei. Es ist, als ob sie bei gegenseitigem Zuhören und Reagieren ein weißes Blatt füllen oder einen Klangteppich weben in einem mehrschichtigen Prozess, der ohne durchgehende Metren und Rhythmen auskommt. So luftige Musik benötigt überzeugende Statements des Einzelnen. Sie lebt von Reduktionen, hat den Mut, auch die Pausen zwischen den Tönen mit Bedeutung aufzuladen, und erreicht sehr bald den Punkt, von dem an sich seine Emotionalität auf den Hörer überträgt. Das traditionelle Jazzidiom wird hier nicht mehr bedient, auch wenn es die Voraussetzung für das Essenzielle dieser mutigen Musik ist. Sie ist in einer Weise in sich geschlossen, dass sie die oberflächliche Schnelligkeit der Klick- und Zappkultur ad absurdem führt. Und das Laute nicht mit noch Lauterem übertreffen will. Sie hat sich von übermächtigen amerikanischen Vorbildern ebenso emanzipiert wie von einer Ästhetik der Mixtapes. Sie bleibt bei der Sache und benötigt keine Songbook-Rückversicherungen. Sie hat ein in kontinuierlicher Arbeit gewachsenes Selbstbewusstsein zur Basis, den Hörer nicht mit Virtuosität überrumpeln zu müssen. Kunst als Seismograf, der zurückspiegelt, was in der Luft liegt.
Vorhang auf für die junge Jazzszene, Vorhang auf für Sebastian Wehle (saxophone), Robert Lucaciu (double bass) und Philipp Scholz (drums), von der Besetzung her ein klassisches Saxofon-Trio. Wer auf deskriptive oder narrative Kompositionstitel gehofft hat, muss sich umorientieren. Das Trio verweigert Derartiges zwar nicht in Gänze, wählt stattdessen den Begriff der Sequenzen, also der Folgen, teilweise mit französischen Zusätzen versehen wie „la fille“, „île perdue“ und „mémoires“. Noch etwas fällt auf: Die Binnenstruktur der Sequenzen zeichnet sich durch die Kürze der Teilsegmente einer Sequenz aus. Insoweit ähnelt diese Struktur sogenannten Zwischenspielen und Miniaturen.